Echte Fatburner: Unsere Fahrzeuge mit synthetischem Diesel aus Speiseölresten
Effizienzhäuser, Geothermie, Energiemonitoring – es gibt viele Beispiele dafür, wie wir als Bauunternehmen an einer sauberen Zukunft mitwirken können. Doch nicht nur beim Häuserbau beschäftigen uns die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Wir möchten unseren ökologischen Fußabdruck auch in anderen Bereichen verbessern. Schon seit 2015 ist unsere Flotte deshalb teilweise mit Elektroautos ausgestattet. Da sich bisher jedoch weder LKWs noch Baumaschinen alltagstauglich auf elektronischen Antrieb umrüsten lassen, haben wir nach weiteren umweltverträglichen Antriebsmöglichkeiten gesucht – und auch eine gefunden: Seit Sommer 2021 ist der erste Teil des Gemünden-Fuhrparks mit synthetischem Diesel aus Speiseölresten unterwegs – eine umweltschonende Alternative zum regulären Diesel-Kraftstoff.
Wie? – Aus Speiseölresten?
Für die Herstellung des synthetischen Diesels werden ausschließlich Abfallprodukte und Reste der Nahrungsmittelindustrie verwendet. Diese werden dann in einem speziellen, synthetisierenden Verfahren so aufbereitet, dass sie als Kraftstoff funktionieren können. Unsere Fahrzeuge könnten z. B. mit dem Öl bzw. Fett fahren, in dem vorher Ihre Pommes frittiert wurden. Mit dem synthetischen Diesel im Tank werden unsere PKWs und Logistikfahrzeuge also zu echten Fatburnern bzw. Fettverbrennern.
Und was genau ist jetzt so toll an dem Stoff?
Da der Kraftstoff nicht aus Erdöl und Co., sondern z. B. aus Ihrem alten Frittenfett besteht, blasen unsere Testfahrzeuge in der Flotte damit bis zu 91% weniger von dem umweltschädlichen Treibhausgas CO2 in die Luft. Zur Erläuterung: Die Grundlage von herkömmlichem Diesel sind fossile Brennstoffe. Diese enthalten Kohlenstoff, der sich beim Verbrennen mit Sauerstoff verbindet und sich als CO2 in der Atmosphäre anreichert. Ursprünglich sind fossile Brennstoffe mit ihrem Kohlenstoff allerdings sicher in der Erde eingeschlossen. Der Mensch befördert sie dann an die Oberfläche und verbrennt sie mitunter beim Autofahren. Dadurch wird bisher in der Erde versiegeltes CO2 freigesetzt – es kommt also neu in die Atmosphäre, die eigentlich bereits mehr als genug davon hat. Bei unserem synthetischen Diesel ist das anders: Die Grundlage dafür bilden nämlich größtenteils Pflanzenreste und -abfälle. Da Pflanzen lediglich das CO2 binden, das sich ohnehin bereits schon in der Atmosphäre befindet, wird bei deren Verbrennung kein neues CO2 in die Atmosphäre abgelassen.
Wichtig zu wissen: Der synthetische Diesel aus Speiseölresten hat eine weitaus bessere Ökobilanz als der sogenannte Biodiesel. Beim synthetischen Diesel geht es um reines Upcycling pflanzlicher Abfälle. Es müssen dafür also keine neuen Pflanzen angebaut werden und es werden dafür auch keine Flächen gerodet. Das ist nachhaltig und schont die Umwelt.
Tut das denn dem Tank gut?
Fun Fact: Die Grundsubstanz für den synthetischen Diesel mischen einige führende Mineralölproduzenten bereits in kleinen Mengen ihrem Premiumdiesel bei. Da die Substanz in diesen Fällen allerdings nicht ausreichend aufbereitet ist, sollte man sein Diesel-Fahrzeug nicht alleine damit betanken. Die Kältestabilität zum Beispiel wäre nicht gegeben. Der von uns verwendete synthetische Diesel ist hingegen speziell auf die motorische Anwendung zugeschnitten – man muss ihm also keinen herkömmlichen fossilen Diesel beifügen. Temperaturen bis zu -22°C hält der Kraftstoff sicher aus.
Gibt es sonst noch Vorteile?
Der synthetische Diesel verbrennt auch sauberer als herkömmlicher Diesel – das konnten wir durch eigene Messungen im Abgasstrang nachvollziehen. Die erfreuliche Folge: gesündere Luft für unsere Lungen. Mit dem synthetischen Diesel wird außerdem die sogenannte Dieselpest vermieden, durch die es zu Schäden an Tank und Treibstoffsystem kommen kann. Zudem entsteht keine dieseltypische Geruchsbelästigung. Denn der neue Kraftstoff verhindert mikrobiologisches Wachstum, welches für Dieselpest und -gestank verantwortlich ist. Das synthetisierende Verfahren bei der Herstellung des Kraftstoffs macht den Mikroorganismen aus den Pflanzenabfällen den Garaus. Um tatsächlich Dieselpest zu vermeiden, sollte man den Tank allerdings reinigen, wenn man zuvor fossilen Diesel oder Biodiesel hineingefüllt hat.
Das klingt ja alles schön und gut – aber was ist denn eigentlich das Problem mit dem elektronischen Antrieb?
Unsere Fahrzeuge werden rege benutzt und häufig müssen wir weite Strecken damit zurücklegen – die bisher erreichte Akkuleistung von Elektrofahrzeugen reicht dafür noch nicht aus. Auch gibt es für die allermeisten Baumaschinen wie z. B. Bagger noch keine praktikablen Alternativen, die einen ganzen Arbeitstag durchhalten. Mit dem synthetischen Diesel können wir sofort beginnen, CO2 einzusparen, und müssen nicht warten, bis die Elektro-Antriebe praktikabel für unsere Zwecke geworden sind. Der synthetische Diesel ist für uns also das ideale Mittel, um schnell etwas zu verändern.
Wir sind dann mal Fett verbrennen!